Der Erwerb von Lexikon und Semantik: Meilensteine, Störungen und Therapie
Text & Foto: Verband für Patholinguistik
Am Samstag, dem 24. November 2007 fand auf dem Universitätscampus Griebnitzsee in Potsdam das 1. Herbsttreffen Patholinguistik statt. Diese neue Tagungsreihe wurde vom Verband für Patholinguistik e.V. (vpl) ins Leben gerufen, um Patholinguist:innen aus Forschung und Praxis, Studierenden sowie Absolvent:innen und auch Kolleg:innen aus verwandten Berufsgruppen die Gelegenheit zu bieten, sich auszutauschen, mit aktuellen Forschungsinhalten vertraut zu machen und neue Anregungen für die praktische Arbeit zu finden. Die große Resonanz und die Zusammensetzung des Publikums beweisen, dass dieses Konzept bei Patholinguist:innen und Sprachtherapeut:innen mit anderen Abschlüssen sehr großen Anklang gefunden hat.
Das Programm stand unter dem Schwerpunkt »Der Erwerb von Lexikon und Semantik« und umfasste drei Hauptvorträge, fünf Kurzvorträge und zwei Posterpräsentationszeiträume. Der erste Hauptvortrag von Prof. Dr. Gisela Klann-Delius (FU Berlin) beschrieb den grundlegenden Forschungsstand des Wortschatzerwerbs und zeigte auch Zusammenhänge zur Nutzung von Gesten auf. Prof. Dr. Christina Kauschke (Philipps-Universität Marburg) referierte über die Bedeutung früher lexikalischer Verzögerungen als Indikator für eine spezifische Sprachentwicklungsstörung (sSES) und veranschaulichte dies an verschiedenen Entwicklungsverläufen von sogenannten Late Talker Kindern. Prof. Dr. Christian W. Glück (Pädagogische Hochschule Heidelberg) stellte seine neue Diagnostikbatterie Wortschatz- und Wortfindungstest WWT 6-10 für das Grundschulalter vor.
Nach der Mittagspause folgte die Kurzvortragsreihe Spektrum Patholinguistik, in der Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten vorgestellt wurden. Dr. Astrid Schröder sprach in diesem Rahmen über die Therapieableitung bei semantischen Störungen aus der Theorie. Dr. Antje Lorenz referierte über die Verarbeitung von Nominalkomposita bei Aphasie. Dr. Frank Domahs stellte seine Arbeit zum Phonematischen Jargon vor, der seiner Ansicht nach durch die Optimierung der Fußstrukturen der Items entsteht. Dr. Jenny v. Frankenberg beschrieb ihre Ergebnisse zur neuronalen Verarbeitung von Nomen und Verben und Dr. Michael Wahl zeigte EKP-Befunde subkortikaler Syntaxverarbeitung.
In den Posterpräsentationen, die während zwei Pausen stattfanden, konnte sich die Besucher:innen über Ergebnisse aus Diplomarbeiten informieren und mit den Forscher:innen ins Gespräch kommen.
Das 1. Herbsttreffen Patholinguistik war ein gelungener Auftakt der neuen Tagungsreihe, die einen weiteren Schritt des vpl in die Öffentlichkeit darstellt.