8 | Adaptive Nutzung des LSI.J zur Überprüfung des Sprachverständnisses von Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung

Dr. Isabel Neitzel

Fachgebiet Sprache & Kommunikation; Fachgebiet Intellektuelle Beeinträchtigung; Technische Universität Dortmund

Die sprachtherapeutische Diagnostik bei Jugendlichen mit intellektuellen Beeinträchtigungen stellt eine Herausforderung dar, da Instrumente in der Regel nicht für diese Zielgruppe konzipiert und/ oder zu kindlich gestaltet sind. Das LSI.J stellt eine detaillierte, tablet-basierte Überprüfung des auditiven Sprachverständnisses von Jugendlichen dar, wurde jedoch bisher nicht im Einsatz mit Jugendlichen mit Primärbeeinträchtigungen getestet. Die vorliegende Pilotuntersuchung stellt die Ergebnisse von zwei Jugendlichen mit Down-Syndrom in der Testbatterie dar und diskutiert Vorteile und Limitationen des Einsatzes gegenüber herkömmlichen Verfahren. Mögliche Modifikationsnotwendigkeiten des Verfahrens zur adaptiven Nutzung werden aufgezeigt.

7 | Smartphone-gestützte Erfassung früher Schriftsprachkompetenzen zu Hause: Potenziale für die Logopädie

Rebekka Echternkamp1, Stefanie Jung1

1 Hochschule Trier, Fachbereich Informatik, Therapiewissenschaften

Die häusliche Lebenswelt von Kindern findet bei der Erhebung von Schriftsprachkompetenzen in der Logopädie bisher noch wenig Beachtung, obwohl die Eltern-Kind-Interaktion ein entscheidender Einflussfaktor für deren Entwicklung ist. In dieser Studie erhoben die Eltern spielerisch nach vorheriger Anleitung die Schriftsprachkompetenzen ihrer 5- bis 6-jährigen Kinder beim Schreiben mit der Hand und auf der Tastatur. Sie dokumentierten die Erhebung mit dem Smartphone. Die Ergebnisse belegen, dass der Einbezug der Eltern in die Untersuchung schriftsprachlicher Kompetenzen möglich ist und offenbarten Unterschiede in der Eltern-Kind-Interaktion zwischen den genutzten Medien. Somit zeigt sich schon früh der Einfluss unterschiedlicher Medien auf den Schriftspracherwerb.

6 | Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Oralen Stereognose: Relevante Krankheitsbilder und Ausprägungen. Ein Scoping-Review

Paulina Harnisch

Universität Potsdam, Swallowing Research Lab

Orale Stereognose (OS) beschreibt die Fähigkeit, Formen im Mundraum erkennen zu können und kann im therapeutischen Kontext als diagnostische Aufgabe verwendet werden, um die oral-perzeptiven Fähigkeiten eines Patienten zu untersuchen. Ziel der vorgestellten Bachelorarbeit war es, die Ausprägungen von OS bei verschiedenen Krankheitsbildern zu beschreiben und die Signifikanz der Beeinträchtigung basierend auf dem aktuellen Stand der Literatur zu beurteilen. Es zeigten sich unterschiedliche Ausprägungen bei ausgewählten Krankheitsbildern wie z.B., dass sich signifikante Beeinträchtigungen bei Patienten nach Schlaganfall zeigten, wohingegen die Ausprägungen bei Morbus Parkinson basierend auf dem aktuellen Stand der Literatur nicht signifikant waren. Neben der Beschreibung der Ausprägungen hat die Arbeit zudem verdeutlicht, dass es viele verschiedene Arten der Durchführung und eine große Begriffsvielfalt im Bereich OS gibt. Sowohl hinsichtlich der Durchführung als auch der Begriffsvielfalt wären Vereinheitlichungen für die Zukunft empfehlenswert, um Studienergebnisse besser miteinander vergleichen zu können.

5 | Neurochemische Ansätze und chemical engineering – Wege zu klinischen Durchbrüchen und Effizienzsteigerungen

Simon Werker1, 2, Bingjia Yan1 & Christian Hackenberger1, 3

1 Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie, Berlin, Deutschland

2 Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnforschung, Medizinische Fakultät und 

   Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland

3 Institut für Chemie, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland

 

Translationale Forschung resultiert stets in neuen Impulsen für die sprachtherapeutische Wissenschaft, sowie in direkten Ansätzen für die klinische Sprachtherapie. Dieses Poster führt ein in die Neurochemie als häufig wenig berücksichtigte Bezugswissenschaft der klinischen Sprachtherapie. Daten aus der Neurochemie liefern Einblicke in die Mechanismen, die Sprach-, Sprech-, und Schluckfunktionen unterliegen, und in die Dysregulationen, die klinische Profile im Rahmen diverser Störungsbilder formen. Die translationale Neurochemie beweist, dass sich Erkenntnisse aus ihrer Grundlagenforschung in präzisionsmedizinische Anwendungen überführen lassen und für Effizienzsteigerungen im klinischen Therapiealltag zunehmend relevant werden.

4 | Aphasie trifft Hund – Hundegestützte Gruppentherapie bei Aphasie: Ein Erfahrungsbericht

Hanna Singh

Gruppentherapie wird in der sprachtherapeutischen Praxis und in Reha-Einrichtungen bereits durchgeführt. Auch die tiergestützte Intervention nimmt immer größere Ausmaße an. Die Wirksamkeiten werden in einzelnen Publikationen bereits diskutiert. Doch wie ist es auf Seiten der Patient*innen? Wie fühlen sie sich in der Therapie und was macht der Einsatz eines Therapiebegleithundes mit ihnen?

3 | Einzelfallstudien zur Evaluation eines Serious Health Games zur Behandlung von Senior*innen mit Aphasie

Laura-Jane Bur1, Stefanie Jung1, Tilo Mentler2, Jenny Griffel1, Sven Karstens1

1 Hochschule Trier, Fachbereich Informatik, Therapiewissenschaften
2 Hochschule Trier, Fachbereich Informatik

Digitale Therapieansätze wie Serious Health Games werden aufgrund ihres motivationsfördernden Charakters als effektive Ergänzung zur traditionellen Aphasietherapie gesehen. Inwieweit Senior*innen mit Aphasie (SmA) von Serious Health Games profitieren können, ist bisher noch nicht hinreichend untersucht. In einer Studie mit randomisiertem 2×2-Wochen Wartelisten-Einzelfall Design wurden fünf SmA untersucht. Analysiert wurden Wortabruf, evozierte Spontansprache und App-Nutzungsverhalten. Die Ergebnisse deuten ein Potenzial zur Förderung der Therapie für SmA durch einen digitalen Behandlungsansatz an.

2 | Wortabruftherapie im flipped speech room-Format bei Patient:innen mit Aphasie: Eine Konzepterstellung

Cilly Hubert 1, Jonka Netzebandt 2, Judith Heide 1

1 Universität Potsdam, Department Linguistik
2 Lingo Lab, Berlin

In dieser Arbeit wird eine Wortabruftherapie bei Aphasie im flipped speech room-Ansatz konzipiert. Hierfür wird das aus dem schulischen Kontext stammende flipped classroom-Konzept (Bergmann und Sams, 2012) erstmals systematisch auf die Sprachtherapie übertragen. Im hier vorgestellten flipped speech room wird die Behandlungszeit mit dem/der Therapeut:in für partizipationsorientierte Übungen genutzt. Übungen, die auf einzelne kognitiv-sprachliche Funktionen abzielen, führen Patient:innen im Eigentraining mit der App LingoTalk durch. Die vorliegende Konzeption kann als Grundlage für eine nachfolgende praktische Umsetzung und Evaluation des flipped speech room-Ansatzes dienen.

1 | Wortabruftherapie mit abstrakten Begriffen bei Patient:innen mit Aphasie: ein systematisches Review

Paula Ambrus1, Judith Heide2

1 Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam
2 Universität Potsdam

 In der Wortabruftherapie werden vor allem Übungs- und kaum Generalisierungseffekte erwartet. Der CATE-Ansatz (Thompson, 2007) nimmt an, dass das Üben komplexer Strukturen Generalisierungen auf weniger komplexe Strukturen erzielt, jedoch nicht vice versa. Dieser Annahme folgend, wäre eine Therapie mit abstrakten Begriffen der mit konkreten Begriffen überlegen. Daher stellt sich die Frage, ob Wortabruftherapie mit abstrakten Begriffen eine anwendbare und evidenzbasiert wirksame Therapiemethode für Patient:innen mit Aphasie nach Schlaganfall darstellt. In einem systematischen Reviewprozess in Online-Datenbanken und Literaturverzeichnissen im Sept. 2023 wurden Interventionsstudien, die diese Frage beantworten sollen identifiziert und die Ergebnisse zusammengetragen.