P07 | Zweitspracherwerb durch digitale Medien bei Spracherwerbsstörungen

Zweitspracherwerb durch digitale Medien bei Spracherwerbsstörungen
Melissa Pielenz
Universität Potsdam

In einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob Vorschulkinder mit Sprachentwicklungsstörungen in der Lage sind kontextuell, durch Konsum digitaler Medien, die englische Sprache zu erwerben. Hierzu wurden Fragebögen an Eltern verteilt, welche Angaben zum Medienkonsum und zu den expressiven sprachlichen Fähigkeiten des Kindes machen sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass alle teilnehmenden Proband*innen durch Medienkonsum einen signifikanten englischen Wortschatz erwerben konnten. Ebenfalls ist erwähnenswert, dass viele Proband*innen mehr als eine Stunde täglich und bereits seit ihrer Geburt digitale Medien konsumieren. Zwischen der Dauer des wöchentlichen Medienkonsums und der Größe des Wortschatzes konnte keine Korrelation festgestellt werden. Die Ergebnisse könnten Hinweise für zukünftige Anwendung von digitalen Medien in der Sprachtherapie und -förderung liefern. Jedoch müssen dabei mögliche psychologische und neurologische Risiken diskutiert und berücksichtigt werden.

P06 | Kommunikative Kompetenzen bei Jugendlichen mit Depression und Angst

TELE-JUST: Wirksamkeit einer telemedizinischen Gruppentherapie zur Förderung kommunikativer Kompetenzen bei Jugendlichen mit Depression und Angst
Bettina Hoffmann1 & Theresa Strätz2*
1 Klinikum Kulmbach & 2 Gesundheitseinrichtungen Bezirk Oberfranken
* geteilte Erstautorinnenschaft

Ausgangslage: Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten können kommunikative Unsicherheiten zeigen, z. B. im Einsatz nonverbaler Mittel, der Intonation oder Sprechlautstärke (Strätz, 2022). Solche Einschränkungen können soziale Teilhabe erschweren und Ungleichheiten verstärken (Büttner-Kunert, 2022).
Fragestellung: Ziel von TELE-JUST war es, das Kommunikationsverhalten depressiver und ängstlicher Jugendlicher zu beleuchten und ein alltagstaugliches, sprachtherapeutisches Gruppentherapieangebot zu entwickeln.
Methode: 32 Jugendliche (M= 15,7 Jahre) mit sozialer Phobie und/oder Depression nahmen an elf Gruppen mit je drei Personen teil. Im A-B-A-Design (Testung – 6 Wochen Therapie – Testung) kamen Sprachtests (CELF-5, RWT), psychologische Fragebögen (BDI-II, DISYPS, AFS, BSCI-Y) und audiovisuelle Analysen zum Einsatz.
Ergebnisse mit Interpretation: TELE-JUST verbessert die soziale Interaktionsfähigkeit (Wortabruf, Gesprächsverhalten, Sprechlautstärke) und führt zu subjektivem Erfolgserleben in Kommunikationssituationen. Das Belastungserleben in kommunikativen Situationen nahm signifikant ab, die Selbstsicherheit nahm zu. Die Teilnahme wirkt sich positiv auf die Selbstwahrnehmung der psychischen Erkrankung aus.
Schlussfolgerung und Ausblick: Eine Integration des digitalen Therapieangebots in die Regelversorgung wird empfohlen (Speck, 2023). Zudem bewerten wir die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen in der Arbeit mit psychisch Erkrankten als sehr wertvoll.

P05 | Mündliche Sprachverstehenskompetenzen an Regelgrundschulen

Mündliche Sprachverstehenskompetenzen an Regelgrundschulen
Anne-Katrin Swoboda & Tanja Ulrich
Universität Duisburg-Essen

Kompetenzen im mündlichen Sprachverstehen (SV) sind in der Schule essenziell, um Unterrichtsziele zu erreichen. Einschränkungen sind sowohl für Kinder mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt (FS) Sprache als auch für Kinder mit FS Lernen und Emotional-Soziale Entwicklung konstatiert. Darüber hinaus können mehrsprachige Kinder aufgrund ihrer reduzierten Kontaktzeit mit dem Deutschen ggf. Einschränkungen in den SV-Kompetenzen haben. Im Gemeinsamen Lernen (GL) werden Kinder mit heterogenen Lernausgangslagen und Sprachbiographien gemeinsam beschult. So stellt sich die Frage, von welchen Kompetenzen und Schwierigkeiten im mündlichen SV Lehrkräfte ausgehen müssen. Um diese zu beschreiben, wurde die mündliche Wort-, Satz- und Textverstehenskompetenz von N = 144 (mehrsprachig n = 58) Erstklässler:innen im GL erhoben. Bei mindestens einem Drittel konnten Einschränkungen im mündlichen SV festgestellt werden. Werden mehrsprachige Kinder mit einem spät sukzessiven Erwerbsalter aus der Analyse ausgeschlossen, so zeigen sich noch immer Einschränkungen im mündlichen SV bei 26,8% auf der Wort-, bei 38,8% auf der Satz- und bei 35,1% auf der Textebene. Die Ausbildung der Grundschullehrkräfte sollte das Erkennen von und der angemessene Umgang mit Schwierigkeiten im SV unabhängig vom zugewiesenen FS und besonderen Erwerbssituationen wie Mehrsprachigkeit beinhalten. So können SV-barrieren reduziert und die kognitiven Ressourcen für die Verarbeitung fachlicher Lernziele genutzt werden.

P04 | Co-Creation in der Autismus-Therapie

Co-Creation in der Autismus-Therapie – Entwicklung von digitalen Mini-Spielen zur Förderung sozialer Kommunikation im Projekt AuThenTo
Maria Busch, Charlotte Kruth & Isabel Neitzel
Technische Universität Dortmund

Personen im Autismus-Spektrum können durch unterschiedliche Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Kommunikationsstile im Alltag auf Barrieren stoßen, die Unterstützung erfordern. Die Therapie im Kindesalter zielt darauf ab, individuelle Stärken zu fördern, Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen sowie Barrieren abzubauen, um selbstbestimmte Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen.
Das Forschungsprojekt AuThenTo entwickelt eine digitale, spielbasierte Förderung der sozialen Kommunikation für Kinder im Autismus-Spektrum mittels objektiver Mimik- und Sprachanalyse. In Zusammenarbeit technischer und klinischer Standorte wird ein Demonstrator für eine spielbasierte App mit Minispielen erstellt. Die AuThenTo-Software soll eine bestehende Lücke in der Autismus-Therapie füllen, indem lange Wartezeiten auf eine klassische Therapie überbrückt werden. Hauptziele sind der Ausbau der Alltagskompetenz durch Stärkung der sozialen Kommunikation sowie der Selbstwirksamkeit der Kinder in ihrer Sprache und Kommunikation.
Die Bedeutung der Partizipation im Projekt wird durch einen partizipativen Forschungsansatz unterstrichen, bei dem Personen im Autismus-Spektrum, ihre Angehörige und weitere Stakeholder in die Entwicklung der Förderung einbezogen werden. Das Poster präsentiert den Co-Creation-Ansatz des Projektes und soll zum Austausch anregen, wie Betroffene – insbesondere Kinder und Jugendliche – zu ihrer eigenen Gesundheit forschen und Förderkonzepte mitgestalten können.

P03 | Narrative Kompetenzen bei Kindern mit und ohne Autismus-Spektrum-Störung

Narrative Kompetenzen bei Kindern mit und ohne Autismus-Spektrum-Störung – ENNI-Adaption des Narrative Scoring Scheme (NSS)
Friederike Köller & Isabel Neitzel
Technische Universität Dortmund

Es mangelt an Verfahren zur Diagnostik narrativer Kompetenz, die makro- und mikrostrukturelle Elemente abbilden. Das Narrative Scoring Scheme (NSS) stellt ein etabliertes und variabel einsetzbares Instrument zur Einschätzung beider Ebenen dar, wurde bislang aber primär für die Bildergeschichte »Frog, where are you?« eingesetzt. Für die Bildergeschichten des Edmonton Narrative Norms Instrument (ENNI) lassen sich hingegen nur die makrostrukturellen Kompetenzen auswerten. Ziel dieser Studie war die Entwicklung und Erprobung einer NSS-Adaption für die ENNI-Geschichte A2 zur differenzierten Erfassung makro- und mikrostruktureller Elemente kindlicher Erzählungen. Die Adaption wurde anhand einer Stichprobe von 42 männlichen Probanden (6-11 Jahre), 21 mit und 21 ohne eine Autismus-Spektrum-Störung, erprobt. 25% der Erzählungen wurden durch eine unabhängige Zweit-Raterin ausgewertet. Gruppenvergleiche zeigten signifikante Unterschiede zwischen NSS-Makrostruktur und Story Grammar-Score (ρ=0.67, p < .001), zwischen NSS-Mikrostruktur und CCC-R Grammatik-Semantik (ρ=-0.39, p = .014) sowie die Interrater-Reliabilität (Krippendorff α = 0.98 gesamt, Einzelkategorien größtenteils ≥0.80). Die NSS-Adaption differenziert somit zwischen den Gruppen und erfasst makro- und mikrostrukturelle narrative Fähigkeiten. Sie ist als zeitökonomisches Diagnostikverfahren auch für wenig erfahrene Rater*innen geeignet. Weitere NSS-Adaptionen werden im DynPer-Projekt evaluiert.

P02 | Erzählförderung in der Förderschule Sprache

Erzählförderung in der Förderschule Sprache
Lina Rüggen & Isabel Neitzel
Technische Universität Dortmund

Sprachliche Kompetenzen sind zentral für den Bildungserfolg und die soziale Teilhabe. Mündliches Erzählen gilt dabei als wesentliche Vorläuferkompetenz der Bildungssprache, die bereits im frühen Kindesalter durch alltägliche Interaktionen, Rollenspiele und Vorlesen gefördert werden kann. Besonders für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen erweist sich die Entwicklung narrativer Fähigkeiten als herausfordernd, da Defizite in Wortschatz, Grammatik und Textverständnis zu eingeschränkten Erzählstrukturen führen können. In dieser Untersuchung wurde ein Förderkonzept mit elf Schüler*innen einer zweiten Klasse an einer Förderschule Sprache durchgeführt. Grundlage bildeten u.a. fünf narrative Fördereinheiten zum Bilderbuch »Wo tut’s denn weh?« (Sarnes, 2022), die sich an den makrostrukturellen Elementen der Geschichtenteile orientierten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die sprachförderlichen Unterstützungsmaßnahmen der Lehrperson, wie offene und adaptierte Fragen entscheidend dafür sind, dass Schüler*innen makrostrukturelle Elemente verbalisieren. Zudem erweisen sich Rollenspiele als effektives Mittel, um Handlungsabfolgen nachzuvollziehen und gemeinsame Erzählteile zu realisieren. Insgesamt zeigt die Untersuchung die Relevanz gezielter Erzählförderung, um Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen zu unterstützen.

P01 | Multimodales Erzählen im Vorschulalter

Multimodales Erzählen im Vorschulalter
Marie Daiber
Universität Münster & Cochlear Implant Center der Uniklinik Köln

Als Teil der alltäglichen sozialen Interaktion sowie Prädiktor für den Schriftspracherwerb wird der Erzählfähigkeit insbesondere im Vorschulalter eine hohe Relevanz zugeschrieben. Das mündliche Erzählen basiert auf einem komplexen Zusammenspiel von kognitiven, kommunikativen und sozialen Kompetenzen (Quasthoff et al., 2019), wobei Multimodalität eine entscheidende Rolle spielt. Bisherige Studien stellen bereits den jeweiligen Einfluss von Prosodie und Gestik auf kindliche Erzählprofile dar (Hübscher & Prieto, 2019), während eine kombinierte Betrachtung noch aussteht.
Die Pilotstudie eines Promotionsprojektes untersucht, wie sich Multimodalität innerhalb der individuellen Erzählprofile von sprachunauffälligen Kindern im Vorschulalter zeigt.
Bei 12 sprachunauffälligen Kindern im Alter zwischen 4;0 und 6;3 Jahren wurden hierzu die drei Erzählformen Reproduktion, Fantasie- und Erlebniserzählung erhoben. Basierend auf der inhaltlichen Strukturierung und sprachlichen, prosodischen sowie gestischen Gestaltung der Erzählungen in Kombination mit deren Organisation und Integration innerhalb der Erzählinteraktion wurden qualitativ individuelle Erzählprofile abgeleitet. Anschließend erfolgte ein quantitativer intra- und interindividueller Vergleich der Erzählfähigkeit mit Blick auf deren Multimodalität.
Zum Zeitpunkt des 19. Herbsttreffens Patholinguistik werden erste Ergebnisse sowie Schlussfolgerungen präsentiert.

P08 | Erfahrungen von stotternden Kindern

Erfassung der Erfahrungen von stotternden Kindern des ersten bis vierten Schulbesuchsjahres mithilfe des OASES-S
Sophie Christiani & Diana Leinweber
Universität Bielefeld

Studien zufolge steigen negative Erlebnisse mit dem eigenen Stottern tendenziell mit zunehmendem Alter (u.a. Vanryckeghem et al., 2001), jedoch fehlen Informationen zu Kindern in der Primarstufe. Zur Erfassung der Erfahrungen stotternder Kinder im Alter von 7–12 Jahren empfehlen Neumann et al. (2017) das OASES-S (Yaruss et al., 2016), dessen Umsetzbarkeit diskutiert wird. Studienziel war die Untersuchung der Erfahrungen stotternder Kinder mit dem OASES-S unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Mehrsprachigkeit. Im Rahmen dieser Studie wurden 5 selbst erhobene und 30 archivierte Fragebögen von Kindern des 1. bis 4. Schulbesuchsjahres (SBJ) ausgewertet. Im ersten Teil fand u.a. ein Vergleich zwischen Gruppe A (1.–2. SBJ) und Gruppe B (3.–4. SBJ) statt. Die Auswertung ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen Gruppe A und B. Im Vergleich zu den Kindern des zweiten SBJ wiesen Kinder des ersten SBJ signifikant negativere Angaben auf, was auf einen »Schock« nach Schuleintritt hindeutet. Der zweite Teil analysierte Schwierigkeiten bei der Durchführung des OASES-S bei 5 Kindern. Hierbei zeigten sich Leseschwierigkeiten, Probleme bei Fremdwörtern und im Verständnis, Unsicherheiten beim Beantworten und Ermüdung – besonders bei jüngeren Kindern. Da negative Erfahrungen mit den SBJ und besonders beim Schuleintritt zunehmen, sollten Einflüsse des schulischen und sozialen Umfelds stärker berücksichtigt, das OASES-S altersgerecht angepasst und um kürzere Fragebögen ergänzt werden.

Die Posterjury beim 19. Herbsttreffen Patholinguistik

Kathleen Schneider, Ina Diedrich und Elisa Rath haben sich bereit erklärt, die Begutachtung für den diesjährigen Posterpreis zu übernehmen. D.h. sie werden sich im Vorfeld des Herbsttreffens die Poster genau anschauen und anhand eines Bewertungsschemas hinsichtlich Inhalt, Aufbau bzw. Layout sowie formalen Aspekten beurteilen.
Vielen Dank für diese Arbeit! Weitere Infos zu den Jurorinnen finden sie im Posterbereich.
Posterabstracts können noch bis Ende September eingereicht werden.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des Herbsttreffens am 15.11.2025 statt.

Portraits der Posterjury für das 19. Herbsttreffen 2025. Die drei dargestellten Jurymitglieder von links nach rechts sind: Kathleen Schneider, Ina Diedrich und Elisa Rath