Was wissen Personen mit Aphasie über Depression nach Schlaganfall? Ergebnisse von vier qualitativ-leitfadengestützten Interviews
Lukas Wichert1,2 & Judith Heide1
1 Universität Potsdam & 2 Sprachtherapeutische Praxis »auf ein Wort mit Elisa und Kalle«
Eine Aphasie kann erhebliche psycho-soziale Folgen haben, z.B. die Berufsunfähigkeit oder soziale Isolation. Etwa ein Drittel der Personen mit Aphasie (PmA) erkranken an einer Post-Stroke Depression (Depression nach Schlaganfall, PSD); es wird aber eine hohe Dunkelziffer vermutet. Im Rahmen der Patientenedukation sollten PmA daher für das Auftreten und den Umgang mit PSD sensibilisiert werden. Zu diesem Themenkomplex ist bisher allerdings nur wenig deutschsprachiges Material zugänglich.
Die vorliegende Arbeit untersucht das Wissen von PmA über den Zusammenhang zwischen Aphasie und PSD. Zudem soll betrachtet werden, ob, wann und in welcher Form eine Patientenedukation erfolgt ist. Mithilfe eines qualitativ-leitfadengestützten Interviews wurden vier PmA zu ihrem Wissen über PSD bei Aphasie befragt.
Der Begriff PSD sowie der Zusammenhang von Aphasie bzw. Schlaganfall und Depression war den PmA nicht bekannt. Im Rahmen der Patientenedukation, die ca. 2-6 Monate nach dem Schlaganfall erfolgte, wurden die PmA v.a. über funktionelle und neurologische Folgen des Schlaganfalls informiert. Psychische Folgen des Schlaganfalls seien in den Aufklärungsgesprächen nicht thematisiert worden.
Mehr Patientenedukation zu PSD bei Aphasie ist nötig, damit PmA selbstwirksam mit der Erkrankung umgehen können. Dafür ist u.a. die Entwicklung von aphasiefreundlichem Informationsmaterial erforderlich.