Alle Poster können sich um den mit insgesamt 200 € dotierten Posterpreis bewerben. Eine Jury aus drei Expertinnen begutachtet die Poster im Vorfeld und verleiht den Posterpreis am Ende der Veranstaltung.

19. Herbsttreffen Patholinguistik
15.11.2025 Online
Alle Poster können sich um den mit insgesamt 200 € dotierten Posterpreis bewerben. Eine Jury aus drei Expertinnen begutachtet die Poster im Vorfeld und verleiht den Posterpreis am Ende der Veranstaltung.
12 Poster befassen sich beim diesjährigen Herbsttreffen zusätzlich zum Thema Erzählfähigkeit unter anderem mit Autismustherapie, dem Sprachverständnis in verschiedenen Kontexten, dem Zweitspracherwerb, digitalen Medien, dem Stottern, der Lautwahrnehmung, den Blickbewegungen beim Lesen, der Depression nach Schlaganfall und der palliativer Logopädie.
Ein Blick in die Abstracts lohnt sich schon jetzt.
Die Anmeldung zur Veranstaltung ist noch bis zum 7. November möglich.
Palliative Logopädie – Entwicklung und Evaluation eines Workshops für Studierende über berufsorientiertes Praxiswissen für die Arbeit mit lebensverkürzend erkrankten Menschen
Hannah Noack & Svenja Bergmeier
Universität Potsdam & Kinder- und Jugendhospiz Sonnenhof der Björn Schulz Stiftung
Eine palliativ-logopädische Intervention kann einen großen Einfluss auf die Lebensqualität lebensverkürzend erkrankter Menschen haben. Die vorgestellte Bachelorarbeit behandelt grundlegende Informationen aus den Bereichen Palliative Care und Palliative Logopädie. Im Rahmen dieser Arbeit wurde im Themenbereich der palliativen Logopädie ein Workshop für Studierende der Patholinguistik und Förderpädagogik konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Der vierstündige Workshop beinhaltete die folgenden Themen im palliativen Setting: (1) Unterstützte Kommunikation (UK), (2) Essbegleitung, (3) Geräte und Hilfsmittel (inklusive Trachealkanülen-Bedarf) sowie Notfallmanagement (Schwerpunkt epileptische Notfälle) und wurde mittels eines Fragebogens evaluiert. Dabei wurde untersucht, welche Informationen für Studierende über die Arbeit mit lebensverkürzend erkrankten Menschen relevant sind. Es zeigte sich, dass die verwendeten Inhalte und die Möglichkeiten zur Selbsterfahrung sinnvoll und für einen solchen Workshop angebracht sind. Damit können die genannten Themengebiete als sinnvoll für einen Workshop dieser Art betrachtet werden. Auf dem Poster werden die verschiedenen Stationen und Materialien und das Ergebnis der Evaluation vorgestellt.
Was wissen Personen mit Aphasie über Depression nach Schlaganfall? Ergebnisse von vier qualitativ-leitfadengestützten Interviews
Lukas Wichert1,2 & Judith Heide1
1 Universität Potsdam & 2 Sprachtherapeutische Praxis »auf ein Wort mit Elisa und Kalle«
Eine Aphasie kann erhebliche psycho-soziale Folgen haben, z.B. die Berufsunfähigkeit oder soziale Isolation. Etwa ein Drittel der Personen mit Aphasie (PmA) erkranken an einer Post-Stroke Depression (Depression nach Schlaganfall, PSD); es wird aber eine hohe Dunkelziffer vermutet. Im Rahmen der Patientenedukation sollten PmA daher für das Auftreten und den Umgang mit PSD sensibilisiert werden. Zu diesem Themenkomplex ist bisher allerdings nur wenig deutschsprachiges Material zugänglich.
Die vorliegende Arbeit untersucht das Wissen von PmA über den Zusammenhang zwischen Aphasie und PSD. Zudem soll betrachtet werden, ob, wann und in welcher Form eine Patientenedukation erfolgt ist. Mithilfe eines qualitativ-leitfadengestützten Interviews wurden vier PmA zu ihrem Wissen über PSD bei Aphasie befragt.
Der Begriff PSD sowie der Zusammenhang von Aphasie bzw. Schlaganfall und Depression war den PmA nicht bekannt. Im Rahmen der Patientenedukation, die ca. 2-6 Monate nach dem Schlaganfall erfolgte, wurden die PmA v.a. über funktionelle und neurologische Folgen des Schlaganfalls informiert. Psychische Folgen des Schlaganfalls seien in den Aufklärungsgesprächen nicht thematisiert worden.
Mehr Patientenedukation zu PSD bei Aphasie ist nötig, damit PmA selbstwirksam mit der Erkrankung umgehen können. Dafür ist u.a. die Entwicklung von aphasiefreundlichem Informationsmaterial erforderlich.
Entwicklung von Blickbewegungen und Leseleistungen im Grundschulalter
Charlotta Hesse, Neitah Eckerlin, Michael Wahl & Katharina Weiland
Humboldt-Universität zu Berlin
Mithilfe von Eyetracking kann der Leseprozess in Echtzeit, damit auch Veränderungen der Blickbewegungen im Laufe des Leseerwerbs, abgebildet werden. Dabei zeigen Leseanfänger*innen üblicherweise längere Fixationen und kürzere Sakkaden, mit zunehmender Erfahrung nähern sich die Muster denjenigen kompetenter Leser*innen an. Bisherige Studien untersuchten Kinder meist nur querschnittlich; längsschnittliche Untersuchungen über mehrere Jahre fehlen im deutschsprachigen Raum.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung der Blickbewegungsparameter und Lesefähigkeiten beim lauten Lesen von Schüler*innen von der 1. bis zur 7. Klasse nachzuzeichnen. Zentrale Parameter sind dabei die Textlesedauer, Fixationsanzahl und -dauer sowie Häufigkeit und Amplituden progressiver/regressiver Sakkaden. Als Außenkriterium wird die Lesefähigkeit mit dem Lesetest aus dem Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT-II; Moll & Landerl, 2014) ermittelt. Im Rahmen der vorliegenden Studie werden entsprechende längsschnittliche Daten von 18 Schüler*innen über die ersten sieben Schuljahre berichtet.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Ausprägung der Blickbewegungsparameter – bei heterogener Ausgangslage der Leseleistungen am Ende von Klasse 1 – bis zum Ende der 4. Klasse denjenigen kompetenter Leser*innen wie erwartet annähert. Bei den folgenden Messzeitpunkten sind kaum noch Unterschiede auszumachen, die Werte stabilisieren sich. Dies wird vor dem Hintergrund effizienter(er) Lesestrategien diskutiert.
Wahrnehmung von Reduktionssilben bei Kindern mit und ohne Aussprachestörung
Anne Jasmin Heinzmann, Christina Kauschke & Ulrike Domahs
Philipps-Universität Marburg
Im frühen Erwerb des Deutschen kann es vorkommen, dass der unbetonte Vokal Schwa durch einen Vollvokal substituiert wird (Domahs & Kauschke, 2025; Kehoe & Lléo, 2003). Obwohl sich die Produktion von Reduktionssilben in der typischen Sprachentwicklung bis zum Alter von 2;6 Jahren stabilisiert, haben einige Kinder mit SES anhaltende Schwierigkeiten damit, Wörter mit Reduktionssilben korrekt zu produzieren (Kauschke, 2018; Kehoe & Lléo, 2003). Während zur Produktion des Schwa im typischen und auffälligen Spracherwerb bereits einige Daten vorliegen, gab es bisher keine Einblicke in die Wahrnehmung dieses Vokals. In einer Verhaltensstudie (Wort-Bild-Matching) wurde untersucht, wie Vokale in Reduktionssilben von Vorschulkindern mit und ohne SES (4;0 – 5;11 Jahre; jeweils n=10) im Vergleich zu erwachsenen Sprecher*innen (18 – 38 Jahre; n=27) wahrgenommen werden. Genauer wurde betrachtet, ob Manipulationen des finalen Vokals in Reduktionssilben (e.g. »Biene« /ˈbiːnə/ → *Biena /ˈbiːna/) zu einer Beurteilung eines Wortes als »falsch« führen. Die Auswertung zeigt, dass Erwachsene signifikant häufiger ein korrektes Urteil trafen als beide Kindergruppen. Außerdem schnitten die Kinder mit typischer Sprachentwicklung signifikant besser ab als die Kinder mit SES. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vokale in finalen Reduktionssilben während des Spracherwerbs flexibler repräsentiert sind als nach abgeschlossenem Spracherwerb und dass Kindern mit SES derartige Manipulationen weniger präzise wahrnehmen.
Zweitspracherwerb durch digitale Medien bei Spracherwerbsstörungen
Melissa Pielenz
Universität Potsdam
In einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob Vorschulkinder mit Sprachentwicklungsstörungen in der Lage sind kontextuell, durch Konsum digitaler Medien, die englische Sprache zu erwerben. Hierzu wurden Fragebögen an Eltern verteilt, welche Angaben zum Medienkonsum und zu den expressiven sprachlichen Fähigkeiten des Kindes machen sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass alle teilnehmenden Proband*innen durch Medienkonsum einen signifikanten englischen Wortschatz erwerben konnten. Ebenfalls ist erwähnenswert, dass viele Proband*innen mehr als eine Stunde täglich und bereits seit ihrer Geburt digitale Medien konsumieren. Zwischen der Dauer des wöchentlichen Medienkonsums und der Größe des Wortschatzes konnte keine Korrelation festgestellt werden. Die Ergebnisse könnten Hinweise für zukünftige Anwendung von digitalen Medien in der Sprachtherapie und -förderung liefern. Jedoch müssen dabei mögliche psychologische und neurologische Risiken diskutiert und berücksichtigt werden.
TELE-JUST: Wirksamkeit einer telemedizinischen Gruppentherapie zur Förderung kommunikativer Kompetenzen bei Jugendlichen mit Depression und Angst
Bettina Hoffmann1 & Theresa Strätz2*
1 Klinikum Kulmbach & 2 Gesundheitseinrichtungen Bezirk Oberfranken
* geteilte Erstautorinnenschaft
Ausgangslage: Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten können kommunikative Unsicherheiten zeigen, z. B. im Einsatz nonverbaler Mittel, der Intonation oder Sprechlautstärke (Strätz, 2022). Solche Einschränkungen können soziale Teilhabe erschweren und Ungleichheiten verstärken (Büttner-Kunert, 2022).
Fragestellung: Ziel von TELE-JUST war es, das Kommunikationsverhalten depressiver und ängstlicher Jugendlicher zu beleuchten und ein alltagstaugliches, sprachtherapeutisches Gruppentherapieangebot zu entwickeln.
Methode: 32 Jugendliche (M= 15,7 Jahre) mit sozialer Phobie und/oder Depression nahmen an elf Gruppen mit je drei Personen teil. Im A-B-A-Design (Testung – 6 Wochen Therapie – Testung) kamen Sprachtests (CELF-5, RWT), psychologische Fragebögen (BDI-II, DISYPS, AFS, BSCI-Y) und audiovisuelle Analysen zum Einsatz.
Ergebnisse mit Interpretation: TELE-JUST verbessert die soziale Interaktionsfähigkeit (Wortabruf, Gesprächsverhalten, Sprechlautstärke) und führt zu subjektivem Erfolgserleben in Kommunikationssituationen. Das Belastungserleben in kommunikativen Situationen nahm signifikant ab, die Selbstsicherheit nahm zu. Die Teilnahme wirkt sich positiv auf die Selbstwahrnehmung der psychischen Erkrankung aus.
Schlussfolgerung und Ausblick: Eine Integration des digitalen Therapieangebots in die Regelversorgung wird empfohlen (Speck, 2023). Zudem bewerten wir die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen in der Arbeit mit psychisch Erkrankten als sehr wertvoll.
Mündliche Sprachverstehenskompetenzen an Regelgrundschulen
Anne-Katrin Swoboda & Tanja Ulrich
Universität Duisburg-Essen
Kompetenzen im mündlichen Sprachverstehen (SV) sind in der Schule essenziell, um Unterrichtsziele zu erreichen. Einschränkungen sind sowohl für Kinder mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt (FS) Sprache als auch für Kinder mit FS Lernen und Emotional-Soziale Entwicklung konstatiert. Darüber hinaus können mehrsprachige Kinder aufgrund ihrer reduzierten Kontaktzeit mit dem Deutschen ggf. Einschränkungen in den SV-Kompetenzen haben. Im Gemeinsamen Lernen (GL) werden Kinder mit heterogenen Lernausgangslagen und Sprachbiographien gemeinsam beschult. So stellt sich die Frage, von welchen Kompetenzen und Schwierigkeiten im mündlichen SV Lehrkräfte ausgehen müssen. Um diese zu beschreiben, wurde die mündliche Wort-, Satz- und Textverstehenskompetenz von N = 144 (mehrsprachig n = 58) Erstklässler:innen im GL erhoben. Bei mindestens einem Drittel konnten Einschränkungen im mündlichen SV festgestellt werden. Werden mehrsprachige Kinder mit einem spät sukzessiven Erwerbsalter aus der Analyse ausgeschlossen, so zeigen sich noch immer Einschränkungen im mündlichen SV bei 26,8% auf der Wort-, bei 38,8% auf der Satz- und bei 35,1% auf der Textebene. Die Ausbildung der Grundschullehrkräfte sollte das Erkennen von und der angemessene Umgang mit Schwierigkeiten im SV unabhängig vom zugewiesenen FS und besonderen Erwerbssituationen wie Mehrsprachigkeit beinhalten. So können SV-barrieren reduziert und die kognitiven Ressourcen für die Verarbeitung fachlicher Lernziele genutzt werden.
Co-Creation in der Autismus-Therapie – Entwicklung von digitalen Mini-Spielen zur Förderung sozialer Kommunikation im Projekt AuThenTo
Maria Busch, Charlotte Kruth & Isabel Neitzel
Technische Universität Dortmund
Personen im Autismus-Spektrum können durch unterschiedliche Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Kommunikationsstile im Alltag auf Barrieren stoßen, die Unterstützung erfordern. Die Therapie im Kindesalter zielt darauf ab, individuelle Stärken zu fördern, Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen sowie Barrieren abzubauen, um selbstbestimmte Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen.
Das Forschungsprojekt AuThenTo entwickelt eine digitale, spielbasierte Förderung der sozialen Kommunikation für Kinder im Autismus-Spektrum mittels objektiver Mimik- und Sprachanalyse. In Zusammenarbeit technischer und klinischer Standorte wird ein Demonstrator für eine spielbasierte App mit Minispielen erstellt. Die AuThenTo-Software soll eine bestehende Lücke in der Autismus-Therapie füllen, indem lange Wartezeiten auf eine klassische Therapie überbrückt werden. Hauptziele sind der Ausbau der Alltagskompetenz durch Stärkung der sozialen Kommunikation sowie der Selbstwirksamkeit der Kinder in ihrer Sprache und Kommunikation.
Die Bedeutung der Partizipation im Projekt wird durch einen partizipativen Forschungsansatz unterstrichen, bei dem Personen im Autismus-Spektrum, ihre Angehörige und weitere Stakeholder in die Entwicklung der Förderung einbezogen werden. Das Poster präsentiert den Co-Creation-Ansatz des Projektes und soll zum Austausch anregen, wie Betroffene – insbesondere Kinder und Jugendliche – zu ihrer eigenen Gesundheit forschen und Förderkonzepte mitgestalten können.