P01 | Multimodales Erzählen im Vorschulalter

Multimodales Erzählen im Vorschulalter
Marie Daiber
Universität Münster & Cochlear Implant Center der Uniklinik Köln

Als Teil der alltäglichen sozialen Interaktion sowie Prädiktor für den Schriftspracherwerb wird der Erzählfähigkeit insbesondere im Vorschulalter eine hohe Relevanz zugeschrieben. Das mündliche Erzählen basiert auf einem komplexen Zusammenspiel von kognitiven, kommunikativen und sozialen Kompetenzen (Quasthoff et al., 2019), wobei Multimodalität eine entscheidende Rolle spielt. Bisherige Studien stellen bereits den jeweiligen Einfluss von Prosodie und Gestik auf kindliche Erzählprofile dar (Hübscher & Prieto, 2019), während eine kombinierte Betrachtung noch aussteht.
Die Pilotstudie eines Promotionsprojektes untersucht, wie sich Multimodalität innerhalb der individuellen Erzählprofile von sprachunauffälligen Kindern im Vorschulalter zeigt.
Bei 12 sprachunauffälligen Kindern im Alter zwischen 4;0 und 6;3 Jahren wurden hierzu die drei Erzählformen Reproduktion, Fantasie- und Erlebniserzählung erhoben. Basierend auf der inhaltlichen Strukturierung und sprachlichen, prosodischen sowie gestischen Gestaltung der Erzählungen in Kombination mit deren Organisation und Integration innerhalb der Erzählinteraktion wurden qualitativ individuelle Erzählprofile abgeleitet. Anschließend erfolgte ein quantitativer intra- und interindividueller Vergleich der Erzählfähigkeit mit Blick auf deren Multimodalität.
Zum Zeitpunkt des 19. Herbsttreffens Patholinguistik werden erste Ergebnisse sowie Schlussfolgerungen präsentiert.

P08 | Erfahrungen von stotternden Kindern

Erfassung der Erfahrungen von stotternden Kindern des ersten bis vierten Schulbesuchsjahres mithilfe des OASES-S
Sophie Christiani & Diana Leinweber
Universität Bielefeld

Studien zufolge steigen negative Erlebnisse mit dem eigenen Stottern tendenziell mit zunehmendem Alter (u.a. Vanryckeghem et al., 2001), jedoch fehlen Informationen zu Kindern in der Primarstufe. Zur Erfassung der Erfahrungen stotternder Kinder im Alter von 7–12 Jahren empfehlen Neumann et al. (2017) das OASES-S (Yaruss et al., 2016), dessen Umsetzbarkeit diskutiert wird. Studienziel war die Untersuchung der Erfahrungen stotternder Kinder mit dem OASES-S unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Mehrsprachigkeit. Im Rahmen dieser Studie wurden 5 selbst erhobene und 30 archivierte Fragebögen von Kindern des 1. bis 4. Schulbesuchsjahres (SBJ) ausgewertet. Im ersten Teil fand u.a. ein Vergleich zwischen Gruppe A (1.–2. SBJ) und Gruppe B (3.–4. SBJ) statt. Die Auswertung ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen Gruppe A und B. Im Vergleich zu den Kindern des zweiten SBJ wiesen Kinder des ersten SBJ signifikant negativere Angaben auf, was auf einen »Schock« nach Schuleintritt hindeutet. Der zweite Teil analysierte Schwierigkeiten bei der Durchführung des OASES-S bei 5 Kindern. Hierbei zeigten sich Leseschwierigkeiten, Probleme bei Fremdwörtern und im Verständnis, Unsicherheiten beim Beantworten und Ermüdung – besonders bei jüngeren Kindern. Da negative Erfahrungen mit den SBJ und besonders beim Schuleintritt zunehmen, sollten Einflüsse des schulischen und sozialen Umfelds stärker berücksichtigt, das OASES-S altersgerecht angepasst und um kürzere Fragebögen ergänzt werden.